Tag 166 | Elektro-Roharbeiten Teil 2
Puh, das wäre geschafft. Freitag und gestern haben wir uns erneut den ganzen Tag mit Dosenbohren, Elektroschlitze fräsen und aushämmern beschäftigt. Mein Vater war wieder mit vollem Einsatz dabei und hat uns sehr geholfen. Sechs Hände schaffen eben einfach mehr! Vielen Dank dafür…
Heute mussten wir uns dann von den Strapazen erholen und haben den ganzen Tag mal nicht an den Bau gedacht.
Aus unseren gesammelten Erfahrungen folgen nun einige Tipps für das erfolgreiche und schnelle Arbeiten:
Elektrodosen haben einen Durchmesser von 60 mm und üblicherweise bohrt man mit Bohrmaschine und einer 68 mm Bohrkrone die Löcher in die Wände und gipst jede Dosen dann einzeln ein. Unser Elektriker gab uns den Tipp, lieber mit einer 82 mm Bohrkrone zu bohren und die Dosen dann mit einem Adapterring in die Löcher zu stecken, wobei der Adapterring die Befestigung übernimmt, dies würde viel Zeit sparen. Bei einem Mehrpreis von unter 50 Cent pro Adapter wollten wir das auf jeden Fall ausprobieren. Praktisch an den großen Löchern ist auch, dass man bei Mehrfachdosen die Zuleitungen teilweise außen an den Dosen entlang führen kann und nicht mit allen Leitungen durch das Innere aller Dosen durch muss. Die Adapterringe werden von hinten auf die Dosen aufgesteckt und die Dose dann mit ein wenig Unterstützung eines Hammers in die Löcher „gezwungen“. Besonders zu erwähnen wäre noch, dass die Adapter gleichzeitig auch noch die Einbautiefe der Dosen vorgeben. Zeitaufwand pro Dose vielleicht 30 Sekunden. Bei Mehrfachdosen muss auch nicht an jede Dose ein Adapterring, bei 3er und 4er Dosen reichen die Außendosen, bei 5er Dosen haben wir die mittlere Dose auch noch zusätzlich mit einem Adapter versehen. Selbst in unserer Poroton Außenwand, die aus mehr Hohlräumen als Material besteht, ließen sich die Dosen an den meisten Stellen einwandfrei festklemmen. Am Ende blieben jetzt vielleicht noch 10 Löcher übrig, wo wir aufgrund von zu groß ausgebrochenen Stegen im Stein die Dosen nicht gut befestigen konnten und noch manuell mit Gips nachhelfen müssen, nachdem die Kabel eingezogen sind.
Die endgültige Befestigung der Dosen in der Wand erledigt dann der Verputzer automatisch mit, wenn er die Wände verputzt.
Wir hatten im Vorfeld bei allen 180 angezeichneten Dosenmarkierungen (siehe Beitrag Tag 145 | Elektrovorbereitungsarbeiten) mit dem Akkuschrauber und einem 6 mm Steinbohrer auf niedriger Drehzahl die Löcher schon mal vorgebohrt, damit der große Bohrer in der Bohrkrone dann direkt mittig starten kann. Dies war zwar sicher eine Stunde Mehrarbeit, erleichtert das Bohren später aber ungemein! Vor allem wenn man auf stufigen Steinen genau die Mitte der Markierung treffen will, einem die Bohrkrone aber größtenteils die Sicht verdeckt, tut man sich enorm viel leichter.
Für die Schlitze zu den Dosen, in denen später die Leitungen verlegt werden, benutzt man am Besten eine Mauernutfräse, umgangssprachlich auch Schlitzfräse genannt. Die kann man sich vorstellen wie zwei Kreissägen mit verstellbarem Abstand und einstellbarer Tiefe. Wir haben uns dafür entschieden, auch nach Rücksprache mit unserem Elektriker, nur 2 cm schmale und dafür tiefere Schlitze zu fräsen. Das hat den Vorteil, dass man die Leitungen später mit speziellen Hakennägeln in den Schlitzen befestigen kann und die Kabel nicht mehr rausrutschen können. Hat man dünne Wände, sollte man vorher mit seinem Statiker besprechen, ob tiefe Schlitze erlaubt sind.
Die Mauernutfräse hat einen direkten Anschluss für einen Industriestaubsauger, diesen sollte man auch unbedingt einplanen, da man sonst nach wenigen Sekunden in einer Wolke aus Feinstaub verschwindet und nichts mehr sehen kann. Das selbe gilt natürlich auch, wenn man vergisst, den Staubsauger einzuschalten. Sehr praktisch ist hier ein Staubsauger mit eingebauter Steckdose, in die wiederum die Fräse eingesteckt wird. Sobald die Fräse aktiviert wird, schaltet sich auch der Sauger mit ein und auch wieder aus.
Wir haben uns für einen Kärcher MV6P Premium entschieden, das größte Konsumergerät im Industriestaubsaugerbereich, waren jetzt von der Saugleistung allerdings nicht so angetan. Auch sind von 5 Beuteln während der Arbeiten 3 aufgerissen, teilweise nach wenigen Minuten und sehr wenig Füllstand, so dass sich der Staub direkt in den Luftfilter setzt und die Saugleistung komplett zusammenbricht. Hier werden wir wohl mal alternative Noname-Filter von eBay testen, ob diese besser sind, viel schlechter als die teuren Originale geht auf jedenfalls kaum!
Je nach Wandtyp empfielt sich einen Bohrhammer mit zur Schlitzbreite passendem Meißel. Bei Kalksandsteinen (unsere Kellerwände) wäre man mit Hammer und Meißel tagelang beschäftigt, daher geht da kein Weg an einem Bohrhammer vorbei. Gebrannte Ziegel (unsere Innenwände) und Poroton (unsere Außenwände) sind schön spröde, dort lassen sich zur Not auch mit einem beherzten Schlag mit dem Hammer von der Seite die vom Fräsen übrig gebliebenen Stege rausbrechen. Schaden kann aber auch hier ein Bohrhammer nicht. Die Schlitzfräse kommt aufgrund ihrer Bauart aber nicht bis ans Ende der Wand, daher bleibt immer noch ein rund 15 cm langer Bereich, der selber geschlitzt werden muss. Eindeutig einfacher mit passendem Gerät. Man sollte nur bedenken, dass die Teile selbst in der mittleren Version schon über 7 kg wiegen, da macht Überkopfarbeiten wenig Spaß!
Ebenfalls Pflicht für diese Arbeiten sind entsprechende Schutzvorkehrungen für den Menschen selbst: Schutzbrille, Staubfilter, Handschuhe und möglichst noch ein Gehörschutz.
Wir haben drei verschiedene Schutzbrillenmodelle getestet, einer klassischen Elektroschutzbrille, eine modern designte Schutzbrille und eine komplett abgedichtete Schutzbrille, die eher wie eine Ski- oder Taucherbrille daher kommt. Leider beschlagen alle Modelle nach wenigen Minuten, wenn man darunter eine Feinstaubmaske trägt, da man zwangsläufig warme Atemluft an der Nase vorbei direkt in die Brille atmet. Hier haben wir keine sinnvolle Lösung gefunden (zumindest in der günstigen Klasse), so dass nach jedem Schlitz einmal die Brille von innen durchgewischt werden musste.
Bei der Feinstaubmaske dürfte das Modell „Japanische Großstadt“ eigentlich völlig ausreichen, wir hatten eine etwas bessere Variante mit wechselbarem Filter, die preislich jetzt aber auch nicht dick aufgetragen hat. Ich hatte die Maske quasi die ganze Zeit über an und war sehr zufrieden damit, so bleibt einem abends das Mundgefühl von ungewaschenem Feldsalat erspart.
Bei den Arbeitshandschuhen sollte man allerdings nicht sparen und möglichst passgenaue Modelle mit guter Fingerbeweglichkeit einsetzen, damit man nicht bei jeder Kleinigkeit die Handschuhe ausziehen muss. Bei kalten Außentemperaturen dürfen die Handschuhe gerne auch etwas wärmer sein, im Baumarkt gibt es durchaus brauchbare Arbeitshandschuhe für die Winterzeit.
Beim Gehörschutz haben wir zum billigsten Modell aus dem Internet gegriffen, dies aber nicht bereut. Das Arbeiten mit Schlitzfräse, Staubsauger, Bohrhammer wird wunderbar leise, allerdings leidet die Kommunikation untereinander etwas, weil man sich ziemlich anschreien muss. Und sollte man nach dem Hausbau noch Nachwuchs planen, hat man später ja auch noch eine gute Verwendung dafür.
Der nächste Schritt folgt dann in der KW 10/15, wenn unser Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärinstallateur endlich anrückt und seine Arbeiten aufnimmt. Wir sind schwer gespannt!
Liebe Tanja,
Den MV6 kann man wahlweise auch sehr gut zum Absaugen von Kondenswasser an der Zimmerdecke nach Estricheinbringung bei kalten Temperaturen nehmen. 😀 Meine bessere Hälfte hat das gleiche Gerät gekauft und in den ersten Tagen fast 50l Wasser abgesaugt.
Richtig fleißig ward ihr da ja! Dann bin ich schon sehr auf die nächsten Schritte gespannt!
Hi.
Vielen Dank für eure tollen Tipps.
Wo habt ihr denn die Adapterringe für die Unterputzdosen gekauft? Im Internet finde ich leider wenig dazu.
LG
Hallo Flo,
die haben wir glaub ich im Baumarkt mitgenommen. Sind bei Unterputz-Betonwänden aber wohl normal, daher müssten die meisten Elektriker die kennen.
Grüße
Marc
Danke
Habs gefunden 🙂
Dürfte sich um die handeln, oder?
http://www.kaiser-elektro.de/catalogue/catalogue.do?oid=856C6214DFC360CEC19EC3143BCCA6BE&act=showIO
Seid ihr noch immer zufrieden mit der Installationsvariante? Wir überlegen noch zwischen Gips und Klemmfix.
Lg
Genau die sind das.
Wir fanden die super praktisch, man kann auch die Kabel einfacher drumrum fädeln.
Gips geht sicher auch, aber das ist dann fest, da lässt sich im Nachhinein nichts mehr „zurechtruckeln“. Und schneller ist man mit Klemmfix auch.
Grüße
Marc
Ok. Danke.
In manchen Foren ist von nachträglichen Zugerscheinungen bei den Steckdosen die Rede, weil eben kein Gips die Löcher komplett auffüllt.
Ist da bei euch schon was zu merken, oder ist nach wie vor alles so wie es sein soll?
Nach ein paar Jahren Gips reinschmieren ist dann ja nicht mehr so einfach 🙂
Lg
Wir haben überall nur tiefe Dosen eingebaut und der Ring sitzt ja recht weit hinten, von daher ist bei uns dort mehr als genug Putz überall drauf, so dass ich nicht glaube, dass sich das nochmal bewegt irgendwann. Bislang haben wir jedenfalls keinerlei Probleme damit.
Grüße
Marc